Modul 1 - Kollaboratives Lernen

Das Ziel dieses Moduls ist es, Lehrkräfte in der beruflichen Bildung mit den Grundlagen des kollaborativen Lernens vertraut zu machen und ihre Kompetenzen zu stärken:

  • ihre Schüler:innen bei der Entwicklung kritischer transversaler Fähigkeiten zu unterstützen
  • die Lernenden auf den Erfolg im Studium, im Beruf und in der Arbeitswelt vorzubereiten.

Lernergebnisse

Nach Abschluss dieses Moduls zum Selbststudium werden Sie folgende Kenntnisse, Fähigkeiten und Einstellungen erworben haben: 

 

  • Verbesserte pädagogische Kompetenzen zur Anpassung von Lehr- und Erziehungsstilen an flexible Gegebenheiten und Rahmenbedingungen.

 

  • Verbessertes Verständnis der verschiedenen Bewertungsstrategien zur Kontrolle und Bewertung der Ergebnisse, Fortschritte und Leistungen der Schüler.

 

  • Verbesserte Coaching- und Mentoring- Kompetenzen zur Förderung und Unterstützung des Engagements der Lernenden.

Unter effektiver Kommunikation verstehen wir den Einsatz, die Adaptation und die Aneignung einfacher, aber wesentlicher Kommunikationstechniken, die Lehrende in der beruflichen Bildung einsetzen sollten, um kollaborative Lernumgebungen zu erleichtern und zu fördern, einschließlich (aber nicht beschränkt auf): aktives Zuhören, konstruktives Feedback und Förderung von gegenseitigem Respekt und Verständnis.

Unter Teambildung und Problemlösung verstehen wir die Fähigkeit, innerhalb des Klassenraums und der Lehr- und Lernumgebung eine positive Gruppendynamik und ein kooperatives Klima zu schaffen. Dies ist wichtig, um den Lernenden dabei zu helfen, zu verstehen, wie man mit Konflikten umgeht und kreative Lösungen findet, die Unterstützung durch Gleichaltrige fördert und zusammenhaltende Arbeitsteams bildet.

Unter Beurteilung und Bewertung verstehen wir Aktivitäten und Maßnahmen, die Lehrkräfte in der beruflichen Bildung ergreifen sollten und müssen, um ihre Lernenden bei der Verbesserung ihrer Leistungen zu unterstützen, Defizite und Herausforderungen beseitigen und maßgeschneiderte Coaching- und Mentoring-Lösungen anbieten zu können. Die Leitkriterien spiegeln die Paradigmen des kollaborativen Lernens wider und fördern die Fähigkeit der Lernenden, auf ihrem Lernweg selbständig voranzukommen.

Unter integrativen Praktiken für kollaboratives Lernen verstehen wir die Bemühungen, die Lehrkräfte n der beruflichen Bildung unternehmen sollten, um ein Lernumfeld zu schaffen, das inklusiv, frei von Vorurteilen und Stereotypen und sensibilisiert für kulturelle Vielfalt ist.

Zentrale Konzepte

Effiziente Kommunikation

Effiziente Kommunikationsfähigkeiten sind notwendig, um auf allen Ebenen zu arbeiten und ein solides, stabiles und zuverlässiges Lernumfeld zu schaffen.

Ihre Fähigkeit, ein „effektiver Kommunikator“ zu sein, ist ein Schlüsselelement für gemeinsames Lernen, da sie entscheidend für die Entstehung folgender Faktoren ist: 

  1. Aktive Teilnahme und gegenseitige Unterstützung der Lernenden
  2. Austausch und Transfer von Wissen und Know-How
  3. Engagement und Teamarbeit

Die Teambildung und die Steuerung der Gruppendynamik sind wesentliche Fähigkeiten, die Sie verfeinern sollten, um ein kohärentes Lernteam aufzubauen, eine sich gegenseitig unterstützende Atmosphäre zu fördern und ein angenehmes Lernumfeld zu schaffen.

Ihr Verständnis der Gruppendynamik ist die Voraussetzung dafür, dass Sie die „weichen“ Beziehungsdynamiken, die in der Gruppe (vor)existieren könnten, besser wahrnehmen und handhaben können:

  1. Informelle/formelle Rollen, die die Teilnehmer innehaben, und ggf. bereits bestehende Gruppennormen (sowohl formelle als auch nicht-formelle)
  2. Auswirkungen und Einfluss, den bestimmte Macht- und Beziehungsdynamiken auf den Erfolg der Veranstaltung haben könnten

Team & Gruppendynamik

Gemeinsame Problemlösung

Die gemeinsame und in der Gruppe stattfindende Problemlösung bietet Ihnen die Möglichkeit, bei der Aus- und Weiterbildung eine neue kooperative Dynamik zu fördern. 

 

Diese Mechanismen zielen darauf ab, die Fähigkeiten und Kompetenzen des Einzelnen zu fördern, um in Gruppen auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten, Herausforderungen zu lösen und zu bewältigen, die sich möglicherweise ergeben, und die typischen Schwierigkeiten zu erleben, die in diesen Arbeitsszenarien auftreten:

 

  1. Kommunikationsfehler und Missverständnisse
  2. Entscheidungsfindung und Konflikte

Die Bewertung und Evaluierung im Rahmen kollaborativer Lernumgebungen bietet Ihnen geeignete Mittel und Orientierungshilfen für:

  1. Messung der Leistung und der Fortschritte der Lernenden
  2. Das Verfolgen von erzielten Auswirkungen
  3. Überwachung erzielter Vorteile für die beteiligten Personen
  4. Rechtzeitige Einleitung von eventuell erforderlichen Feinabstimmungsmaßnahmen
  5. Wahrnehmung der eigenen Effektivität

Bewertung und Beurteilung

Inklusive Praktiken

Inklusive Praktiken beim kollaborativen Lernen zielen darauf ab, die Schaffung einer Lernumgebung zu unterstützen, die als sicher, warm und einladend empfunden wird:

    1. Frei von Vorurteilen
    2. Barrierefrei und inklusiv
    3. Kultur- und geschlechtssensibel
    4. Neurodiverse-freundlich

Kollaboratives Lernen

Sie sind mit der wichtigen und ehrenvollen Aufgabe betraut, eine Gruppe junger Auszubildender durch die gemeinsame Erarbeitung geeigneter Ideen und Lösungen zu begleiten, die Ihre Organisation übernehmen soll, um ihre Verfahren „grüner“ und nachhaltiger zu gestalten.

 

Die von Ihrer Arbeitsgruppe vorgeschlagenen Ideen werden zusammengefasst, aufbereitet und Ihrem Vorstand vorgeschlagen, um ihre Machbarkeit und ihr konkretes Potenzial für die Annahme und Umsetzung zu bewerten.

 

Durch die Anwendung konkreter, auf Herausforderungen basierender Szenarien soll dieses Schulungsprogramm den Lernenden helfen und sie dabei unterstützen, „grüne“ Kompetenzen und Umweltbewusstsein zu entwickeln.

 

Ihre Aufgabe ist es, die Diskussionen und den Gedankenaustausch zwischen den Teilnehmer:innen zu moderieren und den Austausch von Wissen und Kreativität zu fördern.

Fallstudie:

Um Ihre Aufgabe zu erfüllen, müssen Sie die folgenden Grundsätze einer effektiven Kommunikation für kollaboratives Lernen beachten:

  1. Überlegen Sie, ob Ihr Kommunikationsstil „ bottom-up“ oder „top-down“ ist, und überlegen Sie, wie sich dies auf das Engagement und die Beteiligung der Lernenden auswirkt
  2. Sorgen Sie dafür, dass die Lernenden die Möglichkeit haben, ihre Perspektiven und Standpunkte einzubringen.
  3. Sorgen Sie für ein Gleichgewicht zwischen der Vermittlung von Wissen und der Entwicklung eigener Lösungen und kreativer Ideen durch die Lernenden im Unterricht.
  4. Bewerten Sie die Wirksamkeit und Klarheit Ihrer Kommunikation bei der Übermittlung von Schlüsselbotschaften
  5. Gehen Sie proaktiv und effektiv auf die Sorgen und Zweifel der Schüler ein
  6. Entwickeln Sie Strategien, um stille und distanzierte Teilnehmer:innen einzubinden, die Gründe für ihr Verhalten zu verstehen und sie in die Unterrichtsaktivitäten einzubeziehen.
  7. Schaffen Sie einen proaktiven Ansatz für den Umgang mit Missverständnissen und Konflikten
  8. Implementieren Sie ein fein abgestimmtes Bewertungs- und Feedbacksystem, das sowohl auf die Bedürfnisse der gesamten Klasse als auch auf die des Einzelnen eingeht und die Fortschritte systematisch überwacht.
  9. Stellen Sie sicher, dass es ein Evaluierungsmodell auf Organisationsebene gibt, das die Zufriedenheit der Lernenden erfasst und basierend auf dem Feedback angepasst wird, um die Lernerfahrung zu verbessern.
  10. Förderung und Aufrechterhaltung einer strukturierten DEI-Strategie (Vielfalt, Gleichberechtigung und Eingliederung), um sicherzustellen, dass Inhalte, Ressourcen und Einrichtungen für alle zugänglich sind, und Bereitstellung von Mechanismen für anonymes Feedback, um Aspekte der Diskriminierung und Eingliederung zu berücksichtigen

Die 10 Punkte, die Sie soeben gesehen haben, sind grundlegende Bestandteile zur Förderung eines effektiven Kommunikationsstils und zur Schaffung einer kooperativen Lernumgebung. Nehmen Sie sich ausgehend von den bewährten Praktiken, die in dieser Fallstudie aufgezeigt wurden, etwas Zeit, um über die folgenden Punkte nachzudenken:

 

  • Ist mein Kommunikationsstil eher „ bottom-up“ oder „top-down“, und wie wirkt sich das auf das Engagement der Lernenden aus?
  • Wie proaktiv und effektiv gehe ich auf die Sorgen und Zweifel der Schüler ein?
  • Biete ich den Lernenden genügend Raum, um ihre Perspektiven und Standpunkte einzubringen?
  • Vermittle ich klar und effektiv die wichtigsten Botschaften und mache ich komplexe Sachverhalte verständlich?
  • Welche Strategien wende ich an, um zurückhaltende und distanzierte Lernende anzusprechen, und verstehe ich die Gründe für ihr Verhalten?
  • Wie gehe ich mit Missverständnissen und Konflikten in der Klasse um, und wer ist für die Schlichtung und Lösung zuständig?
  • Verfüge ich über ein gut strukturiertes Bewertungs- und Feedbacksystem, das sowohl auf die Bedürfnisse der gesamten Klasse als auch auf die des Einzelnen eingeht?
  • Verwende ich ein Evaluierungsmodell, das die Zufriedenheit der Teilnehmer:innen erfasst und auf der Grundlage des Feedbacks Anpassungen vornimmt, um die Lernerfahrung zu verbessern?

Aktivität 1:

Diese einfache Übung soll Ihnen dabei helfen, Ihre Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und Ihre Gedanken präziser, klarer und selbstbewusster zu formulieren.

Aktivität Sprechen vor dem Spiegel

  1. Wählen Sie ein einfaches Thema oder eine Idee, über die Sie sprechen möchten. Es könnte etwas sein, das Sie interessiert oder ein grundlegendes Konzept, das Sie gut verstehen.
  2. Stellen Sie sich vor einen Spiegel und stellen Sie sich vor, Sie würden das gewählte Thema jemandem erklären, der nichts darüber weiß. Sprechen Sie so, als ob Sie ein Gespräch mit einem aufmerksamen Zuhörer führen würden. 
  3. Achten Sie auf Ihren Tonfall, die Lautstärke und das Tempo. Sprechen Sie klar und deutlich und betonen Sie die wichtigsten Punkte auf natürliche Weise. 
  4. Nachdem Sie einige Minuten gesprochen haben, bewerten Sie sich selbst: Haben Sie die Informationen klar vermittelt? Gab es Punkte, an denen Sie gestolpert sind oder sich unklar fühlten? Notieren Sie sich die Punkte, die Sie verbessern können.

Aktivität 2:

Diese zweite Übung ermutigt Sie, Probleme aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, regt innovatives Denken an und hilft Ihnen, neue Perspektiven und Lösungen zu entdecken, die anfangs vielleicht nicht offensichtlich waren.

Aktivität Umgekehrtes Brainstorming

Fragen zur Reflexion

  1. Wählen Sie ein konkretes Problem oder eine Herausforderung, mit der Sie konfrontiert sind oder die Sie interessiert. Dabei kann es sich um eine persönliche Herausforderung, ein berufliches Problem oder ein hypothetisches Szenario handeln.
  2. Anstatt direkt nach Lösungen zu suchen, sollten Sie ein Brainstorming zu den Ursachen des Problems durchführen und alle negativen Aspekte, die mit dem Problem zusammenhängen, aufschreiben. 
  3. Nehmen Sie jeden negativen Aspekt und kehren Sie ihn um, so dass Sie die Gegenmaßnahme leicht erkennen können
  4. Machen Sie nun ein Brainstorming zu möglichen Lösungen oder Strategien auf der Grundlage der umgekehrten Perspektiven. Konzentrieren Sie sich darauf, wie Sie die beim umgekehrten Brainstorming ermittelten positiven Ergebnisse erreichen können.

Tipps für Lehrkräfte in der Berufsbildung

Effektive Kommunikation

Schlussfolgerungen

  1. Effektive Kommunikationsfähigkeiten sind notwendig, um Berufsbildungsanbieter auf allen Ebenen dabei zu unterstützen, fundierte, stabile und zuverlässige Lernumgebungen zu schaffen. Die Fähigkeit des Lehrpersonals in der Berufsbildung, ein „effektiver Kommunikator“ zu sein, ist eine Schlüsselkomponente für kooperatives Lernen.
  2. Teambuilding und die Steuerung der Gruppendynamik sind wesentliche Fähigkeiten, die Anbieter von Berufsbildungsmaßnahmen beherrschen sollten, um ein zusammenhaltendes Lehrerteam aufzubauen, eine sich gegenseitig unterstützende Gemeinschaft zu fördern und ein angenehmes Lernumfeld zu schaffen.
  3. Die kollaborative und gruppenbasierte Problemlösung bietet Experten in der beruflichen Bildung die Möglichkeit, in ihrem Bildungs- und Ausbildungsumfeld eine neue kollaborative Dynamik zu fördern. Diese Mechanismen zielen darauf ab, die Fähigkeiten und Kompetenzen des Einzelnen zu fördern, um in Gruppen auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten und auftretende Herausforderungen zu lösen und zu überwinden
  4. Inklusive Praktiken beim kollaborativen Lernen zielen darauf ab, die Schaffung eines Lernumfelds zu unterstützen, das als sicher, freundlich, einladend und frei von Vorurteilen, zugänglich und inklusiv, kultur- und geschlechtssensibel sowie Neurodiversitäts-freundlich wahrgenommen wird.

Referenzen

  • Järvenoja, H., Malmberg, J., Törmänen, T., Mänty, K., Haataja, E., Ahola, S., & Järvelä, S. (2020). A collaborative learning design for promoting and analysing adaptive motivation and emotion regulation in the science classroom. Frontiers in Education, 5. https://doi.org/10.3389/feduc.2020.00111 
  • Cheng, F.-F., Wu, C.-S., & Su, P.-C. (2021). The impact of collaborative learning and personality on satisfaction in innovative teaching context. Frontiers in Psychology, 12. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2021.713497
  • Pozzi F, Manganello F, Persico D. Collaborative Learning: A Design Challenge for Teachers. Education Sciences. 2023; 13(4):331. https://doi.org/10.3390/educsci13040331

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